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Der schwebende Suppenbrunzer Ein Besuch beim Holzschnitzer Josef Krottenthaler I mach Kunst, de in Woid einabasst. Josef Krottenthaler M adonnen reihen sich neben Krippen- und Heiligenfiguren aus Holz. Aus dem Winkel lacht der Volksheilige Gun- ther, Mönch und Gründer des Klosters Rinchnach, hervor. Mit der eigenen Werkstatt im Keller des Wohnhauses hat sich der Zwieseler Josef Krottenthaler seinen Traum erfüllt: ein kleines Reich zum Zurückziehen und Schnitzen. Hier schnitzt er nach Lust und Laune, was ihm gefällt. „I mach Kunst, de in Woid einabasst und jede meiner Figuren trägt einen Teil von mir in sich“, erklärt Josef Krottenthaler. Von der Decke schweben zahlreiche filigran angefertigte Tauben in Glaskugeln. Als Künstler bezeichnet er sich selbst nicht. Dennoch: Er ist einer der Wenigen, die das traditionelle Hand- werk der Schnitzerei im Bayerischen Wald am Leben erhalten. sich geändert: „Heute schnitze ich nur noch, wenn ich Lust darauf habe“, meint er. Eines seiner Steckenpferde ist die Heilig-Geist-Kugel, eine holzgeschnitzte Taube, die von einer Glaskugel umgeben wird. Taube und Kugel bilden eine perfekte Symbiose von Glas und Holz, den wichtigsten Säu- len des Handwerks im Bayerischen Wald. Der Blick schweift nach oben, zu den von der Decke schweben- den Tauben – kleine und große, natur oder bemalt, filigran in Handarbeit angefertigt. Im Christentum gilt die Taube als Symbol für den Heiligen Geist. „Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die Heilig-Geist-Kugel Als echter Waidler kam er eher zufällig zur Schnitze- rei. Während seiner Ausbildung zum Holzbildhauer. Ein Zeitungsinserat führte ihn mit 24 Jahren nach Ortenburg bei Passau, wo er vom Lehrling bis zum Gesellen elf Jahre als Holzbildhauer beschäftigt war. In dieser Zeit entwickelte sich auch die Leidenschaft fürs Schnitzen. Rehe, Hirsche und andere Waldtiere waren es zunächst und später immer detailliertere Figuren. Zurück im Bayerischen Wald arbeitete er beim Herr- gottschnitzer von Bodenmais – bis zur Rente. Seit mehr als zwanzig Jahren ist er nun Pensionär – die Leidenschaft zum Holz ist geblieben. Nur eines hat 46 FEIN gefühl ARBERLAND

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